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Wie ihr vielleicht mitbekommen habt *hust* habe ich mich sehr schwer getan damit, einen Prolog zu schreiben, mit dem ich zufrieden war. Hier findet ihr also die gesammelten gescheiterten Versuche. Leider kann ich beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen, in welcher Reihenfolge sie entstanden sind, deswegen sortiere ich sie danach, wie nahe sie dem Endprodukt kommen. Es gibt quasi drei Kategorien: Experimentell (da war ich schon sehr verzweifelt), Prolog in der Vergangenheit und Prolog in der Gegenwart.

Bitte nicht zu sehr in Spekulationen verlieren, das ist nicht mehr zwingend alles canon xD

Experimentell

E.1

Wann genau die Zeit beginnt, ist unklar. Mit dem Leben, denken viele, mit jenem primordialen Urschrei, den Dialga mit seinem ersten Herzschlag von sich gegeben hat und den wir noch heute den Zeitenlärm nennen. Doch ich bin geboren worden. Es gibt also ein ‘vor’ Dialga. Ebenso wie es ein ‘um’ Palkia gegeben haben muss. Wie könnte mein Herz überhaupt schlagen, meine Stimme überhaupt erklingen, wenn es Raum und Zeit nicht vorher schon gegeben hätte? Doch wenn wir nicht die Erschaffer jener beiden Achsen sind, denen die Realität sich entlang bewegt, was sind wir dann? Ihre Hüter? Doch niemand gab uns den Auftrag. Ihre Manifestation in Fleisch und Blut? Ich spüre Palkias regelmäßigen Atem, der den Raum sachte kräuselt. In kleinen Wellen flieht er, und ich zähle die Herzschläge, bis er in der Ferne verebbt.

E.2

Die Ursprünglichen Schätze:

 

Der Adamant Orb

Der Weiß Orb

Der Platinum Orb

Die Rote Kette

Der Ring des Arceus

 

Der Adamant-Orb. Zusammen mit den Schätzen von Palkia, Giratina, Arceus und den Hüter der Seen in Sinnoh gilt er als einer der Ursprünglichen Schätze. Ein Artefakt des göttlichen Pokémons Dialga. Nur wenige Exemplare sind auf der Erde je gefunden worden. Diesen Steinen werden wundersame Eigenschaften nachgesagt, die sie durch ihre Verbindung zu Dialga erhalten. Menschen, die die Steine tatsächlich betrachten oder berühren konnten, erzählen, dass sie zu vibrieren scheinen. Und dass sie in ihrer Umgebung ein wirres Flüstern vernehmen konnten, das in keiner bekannten Sprache zu sprechen schien.

Vergangenheit

V.1

Notiz: Nein, das ist nicht dieselbe Keeva aus der Geschichte. Ich scheine nur den Namen geklaut zu haben. Und ja, sogar ich hatte völlig vergessen, dass dieser Prolog überhaupt existiert...

Mit langsamen, furchtsamen Schritten nähert sich Keeva dem schlafenden Ungeheuer. Es hatte seine sechs schwarzen Schwingen um sich gefaltet und seine drei Köpfe aufeinandergebettet. Der bizarre Wirrwar aus Gliedmaßen verunsicherte Keeva, sie spürte, wie ihr die Hände zitterten. Der Rücken des Trikephalos hob und senkte sich in gleichmäßigem, ruhigen Tempo. Oh, Arceus, lass den Schlaftrunk wirken. Sie näherte sich dem Trikephalo, bis sie den warmen Atem spüren könnte, der aus seinen Nüstern austrat.

Langsam zog sie den Dolch aus seiner Scheide, was ein schleifendes Geräusch verursachte, doch das Trikephalo schlief weiter. Keeva umfasste das Heft der Waffe mit beiden Händen.

Du, der du dich selbst gebunden hast. Du, der uns das Wissen und das Verständnis und den Willen gesandt hat. Arceus, ich bitte dich, nimm dieses Opfer an!

Für einen Moment hielt sie den Atem an und die Klinge schwebte über dem Hals des Trikephalos. Dann ließ sie sie herabfahren.

V.2

Notiz: Und von dem gibt's dann noch irgendwie zwei Versionen *seufz*

„Yveltal in die Flucht zu schlagen wird es nicht stoppen. Es wird woanders sein Unwesen treiben und früher oder später wiederkehren. Uns bleibt nur eine Wahl: Wir müssen es endgültig ausschalten. Das bedeutet wir töten es. Oder“, mit einer fließenden Bewegung griff sich der Redner in seinen ausladenden Ärmel und zauberte eine dieser Kapseln hervor, mit der sich Pokémon einfangen ließen, „oder wir fangen es.“

„Wenn uns das gelänge“, sinnierte der Fürst, „wären wir nicht nur die Schreckliche Plage los, wir hätten gleichzeitig eine Waffe gewonnen, die all unsere Feinde des Fürchten lehrt.“

„Aber unsere Priorität sollte dennoch darauf liegen, Yveltal unschädlich zu machen. Sollte sich keine Gelegenheit zum Fangen des Untiers ergeben, sollten wir kein unnötiges Risiko eingehen und es einfach töten.“

Alle Anwesenden im Raum nickten, manche begeisterter als andere. Doch alle stimmten mit ein.

„Dann ist es beschlossene Sache. Ich bitte alle Fürsten der Allianz, ihre besten Jäger auf Yveltal anzusetzen. Unsere Alchemisten werden sie mit den besten Fangbällen ausstatten, die wir haben.“

 

„Das ist ein Fehler.“ Die Stimme war nicht laut, dennoch verstummte der Saal, als der Mann sprach. @Beschreibung (Umhang, Maske, Accessoire?)

„Niemand sollte sich ein Pokémon wie Yveltal jemals zu eigen machen. Es ist falsch.“

„Ein alter, ängstlicher Mann wird uns nicht von dem Versuch abhalten, mit einem Schlag die Region zu befreien und gleichzeitig die Überhand über die anderen Königreiche zu bekommen.“

„Ich sehe, dass ihr euch nicht eines Besseren belehren lassen wollt. Dann werd eich euch hier und jetzt aufhalten.“

In seiner Hand offenbarte er eine Kugel, die weiss erglühte und zersprang. Mit grausigem gelächter entwich ihr ein violetter Rauch, in dem sich nur grobe Züge eines Gesichts formten, ehe der Rauch sich verdichtete und unter die Menschen stob. Das giftige Gas des Pokémons erfüllte den Raum und als die Anwesenden einer nach dem anderen röchelnd zu Boden sanken.

Als der Mann der letzte war, der noch aufrecht stand, zog er seine Klinge.

 

Einige Zeit nachdem das Nebulak bereits kreischend aus dem Gebäude entwichen war, trat auch der Mann nach draußen. Er zog sich die Maske von dem Gesicht und sog gierig die klare Nachtluft ein. Die Kälte brannte ihm in den Lungen. Sein Atem entwich als weisser Dampf, den giftigen Schwaden des Nebulaks in ihrer Form nicht unähnlich. Er hob dem Blick zu den Bergen, wo die Feuer in den Wachtürmen der Burg brannten, in deren Schatten Fractalia sich versteckte. „Möge seien Majestät sich eines besseren besinnen“, brummte der Mann. Da hörte er ein Lachen. Er fuhr herum, doch war niemand in der schmalen Gasse zu sehen, auf die die Hintertür ihn geführt hatte.

„Wer ist da?“, rief er laut. Mehr Gelächter war die Antwort. Hell und klar, wie von einem Kind.

Da, eine Bewegung in den Schatten.

Der Mann kniff die Augen zusammen und hob seinen Dolch. Das Blut an der Klinge glitzerte im Mondlicht. Es hatte zu frieren begonnen.

„Zeige dich!“

Ein Glucksen, dann öffnete sich ein paar großer, leuchtender Augen. Ein kleines Geisterwesen löste sich aus den Schatten, kaum mehr als ein Kopf und Fetzen flatternden Stoffes. Ein Shuppet. Der Mann senkte die Klinge.

„Oh, du freust dich über das Massaker? Niedere Kreatur!“

Das Shuppet sah ihn dann, dann begann es wieder zu lachen und kringelte sich, bis es Saltos schlug. Es fand ein vielstimmiges Echo. Ein zweite Shuppet tauchte auf, dann ein drittes. Der Chor des Gelächters wurde immer lauter.

Eine Gänsehaut überzog den Rücken des Assassinens.

„Bleibt mir bloß vom Leib!“, fauchte er und kehrte den Geistpokémon den Rücken zu. Er musste von hier verschwinden, bevor ihn jemand bemerkte. Doch als er in die nächste Gasse abbiegen wollte, lief er in einen weiteren Schwarm Shuppet hinein. Er stprang einen Schritt nach hinten und stolperte dabei über die eigenen Füße. Er fing sich an der Wand des Fachwerkhauses hinter ihm ab und fluchte. Eines der Shuppet hatte sich aus dem Schwarm gelöst, und schwebte auf ihn zu. Wobei, nein, es war kein Shuppet.

Der Assassine blinzelte irritiert, da fegte ein Luftzug durch die Gasse. Fluchend krallte er seine Hand in den Mantelkragen und verbarg sein Gesicht dahinter. Als er wieder aufsah, war er nicht mehr allein. Eine Gestalt hatte sich vor ihm aufgebaut.

Er keuchte: „Was...“

Die Gestalt ließ ihren Arm vorschnellen und packte ihn am Hals. Er spürte kaltes Metall, das sich in seine Haut bohrte. Für einen Herzschlag trafen sich ihre Blicke, dann zerrissen die Klingen ihm die Kehle.

Die Shuppet johlten.

 

Die Gestalt wirbelte herum und floh, die Shuppet folgten ihr in Schwärmen. Der Assassine sank in sich zusammen und wurde von den Pflastersteinen in Empfang genommen.

Gegenwart

G.1

Mit verschränkten Armen beobachtete Lino, wie die Handwerker an seiner Arena herumpfuschten. Sie hatten ein Loch in die Säule im Eingangbereich gefräst, in die bereits der Bildschirm eingebettet war, die die Bezwinger der Arena verkündete. Davor installierten sie einen unscheinbaren weissen Kasten, in dessen Mitte eine transparente, bläulich schimmernde Scherbe sass. 

“Und wozu ist das nochmal gut?”, fragte er, bestimmt zum dritten Mal, den Vertreter der Hope Corporation, der mit den Handwerkern gekommen war. 

“Es registriert die Herausforderer, wenn sie eine gewisse Eigenschaft aufweisen”, erklärte der Mann geduldig. 

“Ich dachte, die Evalution der Herausforderer obliegt immer noch dem Arenaleiter, nicht irgendeiner Maschine.” Lino war kein Freund der zunehmenden Automatisierung in der Liga.

“Keine Sorge, das wird ihre Aufgabe nicht weiter tangieren. Wir installieren diese Geräte zwar in allen Arenen, aber auch an anderen Orten. Sie haben nicht grundsätzlich etwas mit dem Ligabetrieb zu tun.”

“Hm.” Argwöhnisch beäugte Lino die schillernde Scherbe. “Wollen Sie mir nicht erklären, welche gewisse Eigenschaft das ist?”

Der Hope-Mann lächelte milde. “Erkennen Sie den Stein?”

“Diesen Splitter da?” Lino legte den Kopf schief. “Ich bin Kletterer, kein Geologe. Aber sie werden mir doch wohl keinen Diamanten in die Eingangshalle hängen?”

“Oh nein.” Der Hope-Mann lächelte. “Es ist viel tiefgreifender. Kommen Sie, wir besprechen das woanders.”

G.2

Notiz: Ab jetzt wird dann langsam die Endidee erkennbar.

Olaf rümpfte die Nase angesichts des Röhrens der Rotoren und zog seine Kapuze hoch. Der Helikopter liess sich für seinen Geschmack deutlich zu viel Zeit mit dem Landen auf dem Dach des Hope-Corporation Hauptquartiers. Warum er überhaupt mit auf das Dach gemusst hatte, war ihm schleierhaft. Konnte er nicht einfach im Eingangsbereich auf die restliche Gruppe warten? Oder noch besser, direkt im Labor, dann könnte er die Zeit wenigstens nutzen, um sich alles anzusehen.

Greis, das Laschoking an seiner Seite, wirkte noch weniger begeistert als er. Seit sie hier standen hatte er schon mehrere ungemütliche Seitenblicke von Greis abbekommen. Und das obwohl er auf der blinden Seite des Laschokings stand. 

Endlich verstummten die Motoren und die Rotoren drehten langsam aus, während aus dem Helikopter mehrere Personen kletterten. Olaf kannte keinen davon. Oder er erkannte zumindest keinen wieder. Schon möglich, dass er manche davon vielleicht schon einmal getroffen hatte. Jemand kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. Er gehörte zu Hope, wie ein Anstecker an seinem Anzug verriet. “Ah, Doktor Hansson, wie schön, dass sie auch kommen konnten.”
Olaf nahm die dargebotene Hand und nickte knapp. “Danke für die Einladung.” Er folgte dem Mann von der Firma und der kleinen Traube aus Doktoren und Investoren, wobei er dank Greis’ eher gemächlichem Tempo langsam zurückfiel. 

“Kann ich Ihnen behilflich sein?”, fragte eine junge Dame, die sie schon auf das Dach hinauf begleitet hatte. Olaf winkte ab. “Der Greis packt das schon.” Er überliess es der Fantasie der jungen Frau, ob er über sich selbst oder das Laschoking sprach.

 

Die kurze Treppe führte zu einem Fahrstuhl. Der Großteil der Menschentraube war bereits verschwunden, weshalb Olaf sich zu den Überbleibseln gesellte, die auf den zweiten Fahrstuhl warteten. 

Der Lift entließ sie mehrere Stockwerke unter dem Boden wieder ins Freie. Das Labor, in das sie daraufhin geführt wurden, wurde von Computerbildschirmen beherrscht.  Eine Dame in weissem Kittel - vermutlich nur für diese Vorstellung hier angezogen - begann gerade, einige Schaubilder zu erklären. Im Zentrum des Raumes befand sich ein mit einem Tuch verhüllter Tisch. Darum herum war einiges an Platz geschaffen worden, sodass die Besucher genug Platz haben würden. 

Ansonsten empfand Olaf das Labor als enorm leer. Ein einzelnes, verstaubtes Regal enthielt einige Bücher und Artefakte, hauptsächlich verschiedenste Chronometer. 

Olaf nahm einige der Bildschirme näher in Augenschein, doch die meisten Abbildungen liessen sich nicht auf einen kurzen Blick hin entziffern. Olaf schenkte kurz der laufenden Präsentation etwas aufmerksamkeit, doch als jemand nach dem wirtschaftlichen Nutzen fragte, hörte er rasch wieder weg und beschloss stattdessen, das Regal zu inspizieren. Eine große Sonnenuhr in einem teilweise geschmolzenen Steinblock nahm ein ganzes Regalbrett ein. Ein tickendes kleines Uhrwerk, das in den goldenen Kokon eines Cosmovum eingefasst war. Diese Dinge gehören in ein Museum, dachte Olaf grimmig. 

Sein Blick blieb an einer filigranen Sanduhr hängen, die kaum größer war als sein kleiner Finger. Sie schillerte im kalten Licht der LED Leuchten. Der Sand erschien blau, wo er sich angehäuft hatte, aber transparent, wo er in einem Feinen strahl durch den Hals der Sanduhr fiel. War das etwa Adamant-Sand? Olaf schüttelte unmerklich den Kopf. Diese wundervollen Artefakte sollten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, statt hier zu verstauben, wo sie offensichtlich noch nicht mal gebraucht, geschweige denn gepflegt wurden. Doch wo er den Staub missmutig betrachtete fiel ihm auf: Nichts von alldem hier wurde in jüngerer Zeit angerührt. Er hob den Blick zurück zu der Sanduhr. Der blaue Sand rieselte munter weiter. Olaf streckte die Hand nach der Sanduhr aus. Ganz kurz schien es ihm, als ob die Sanduhr aufleuchtete. Dann hörte er ein Scheppern. 

“Dr. Hansson, so halten sie doch um Himmels Willen ihr Pokémon unter Kontrolle!”

Olaf drehte sich um. Greis stand bei dem Podest in der Mitte des Raumes. Das Tuch, dass die Apparatur darauf verhüllen sollte, lag am Boden, zusammen mit einem runden Rahmen, der von der Apparatur abgefallen sein musste. 

“Oh, tut mir sehr leid. Warten Sie, ich bringe das in Ordnung”, meinte Olaf und trottete zu der Apparatur. Er hob den Rahmen vom Boden auf und gab Greis einen liebevollen Klaps auf den Rücken. “Was soll das, alter Freund, eh?”

Er betrachtete die Apparatur auf dem Tisch, die aus einem ganzen Haufen dieser runden Rahmen bestand. In ihrem Zentrum befand sich ein geschliffener Stein, der in seinem transparenten Blauton den Körnern in der Sanduhr nicht unähnlich war. Er schien zu vibrieren. 

“Das gehört dann einfach hier drauf, ja?”, fragte Olaf, während er bereits die Hand mit dem Rahmen ausstreckte. Die Vibration wurde stärker. 

“Nein halt, warten Sie…”

Klack. Der Rahmen sass wieder an seinem Platz. Der Stein in der Mitte begann zu sirren, gab ein durchdringendes Geräusch von sich. Dann ein blaues Licht. Und Stille.

G.3

Notiz: Technisch gesehen ist das der ursprüngliche Anfang des finalen Prologs, den ich dann aber weggekürzt habe, weil meiner Meinung nach zu viele unnötige und dadurch ablenkende Infos drin waren.

„Olaf, wie schön!“

Der junge Ingenieur gab sich gar keine Mühe, seine Aufregung zu verbergen, als er auf Olaf zugesprintet kam.

„Herr Clemont.“ Olaf begrüßte ihn mit einem Nicken und erntete damit einen entgeisterten Blick, als der junge Mann schwer atmend zum Stehen kam.

„Du kannst doch nicht darauf bestehen, dass ich dich Olaf nenne und mich dann nicht duzen!“

Olaf lächelte milde. „Entschuldige, ich meinte natürlich Citro.“

Citro entspannte sich mit einem zufriedenen Lächeln, doch dann fiel ihm wohl ein, dass er ja der Gastgeber war, weshalb er sich wieder straffte und Haltung annahm. „Willkommen bei Hope Engineering.“ Die beiden gaben sich die Hände. „Unser Labor ist im Keller. Komm!“

Citro bedeutete Olaf, ihm zu folgen und gemeinsam überquerten sie den Platz vor dem Gebäude.

Das Hauptgebäude der Hope Engineering Corporation in Illumina City konnte sich sehen lassen. Der gepflasterte Platz mit dem schlichten, aber immerhin vorhandenen Springbrunnen vor dem Eingang ließ das Gebäude in einer so eng besiedelten Stadt wie Illumina sofort wirken, als hätte es eine gewisse Wichtigkeit. Auch das Foyer war mit großzügigen Fenster und kristallbesetzten Kronleuchtern bestückt und so geschnitten, dass es besonders weitläufig wirkte. An der Rezeption grüßte sie ein Mann in Anzug.

Olaf war nie davon ausgegangen, dass sich in dieser Hauptfiliale tatsächlich Labore befanden, es sei denn zur Schau. Normalerweise war sowas für Konferenzräume und die Büros der Chefetage reserviert. Doch Citro führte ihn zielsicher zum Fahrstuhl und betätigte die Taste für das dritte Untergeschoss.

 

Auch im Fahrstuhl wippte Citro die ganze Zeit mit den Zehen auf und ab. „So aufgedreht habe ich dich ja noch nie gesehen“, stellte Olaf fest. Sofort hörte das Wippen auf und Citro schob verlegen an seiner Brille herum. Das erinnerte Olaf schon mehr an den schüchternen Jungen, den er vor einigen Jahren am alljährlichen Apparate-Festival auf Route 13 kennengelernt hatte. Zwar konnte Olaf nicht mit der brennenden Leidenschaft mithalten, die Citro und andere Aussteller dort für ihre Erfindungen an den Tag legten, interessant zu sehen war die Messe trotzdem. Und so hatten er und Citro sich dort Jahr um Jahr wiedergetroffen, insgesamt nicht mehr als ein paar Dutzend Sätze gewechselt und niemals angenommen, dass diese Bekanntschaft noch einmal wichtig werden würde. Und jetzt standen sie hier.

„Es ist eine sehr aufregende Maschine“, meinte Citro mit einem entschuldigenden Lächeln und Olaf konnte nur nicken.

 

Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich und entließen sie in ein kleines Labyrinth aus kahlen, weissen Gängen. Citro führte ihn Zielsicher durch mehrere Türen, die er mithilfe einer Schlüsselkarte öffnete. Schließlich erreichten sie das Labor, wo sie von mehreren Personen erwartet wurden.

„Da bist du ja wieder, Bruderherz!“ Ein Mädchen, noch ein Teenager, sprang von der Tischplatte, auf der sie es sich gemütlich gemacht hatte. Wie ihr Bruder trug sie eine Brille und hatte ihr blondes Haar zu einem Zopf geflochten, der ihr über die eine Schulter fiel. Auf der anderen Schulter hatte sich ein kleines, grünes Pokémon zusammengerollt, das jetzt träge den Kopf hob und Olaf anblinzelte.

„Und sie müssen Herr Hansson sein“, sie streckte ihm die Hand entgegen. Olaf lächelte ihr zu.

„Madame Bonnie Clemont. Mit einer Arenaleiterin hätte ich hier nicht gerechnet, das gebe ich zu. Sind Sie an den Forschungen etwa beteiligt?“

Sie grinste. „Als Schwester des leitenden Ingenieurs hat man gewisse Privilegien. Ausserdem scheint auch Puni-chan sich für das Projekt zu interessieren.“ Sie streichelte dem Pokémon auf ihrer Schulter kurz über den Kopf.

Citro rieb sich verlegen die Nase. „Heureka, lass das, ich bin doch gar nicht der leitende Ingenieur...“

„Der bin nämlich ich.“ Ein Mann in Olafs Alter näherte sich, für den die beiden Geschwister sofort Platz machten. „Oder zumindest bin ich derjenige, der offiziell dafür sorgt, dass das, was Citro zusammenschraubt, uns nicht um die Ohren fliegt. Dr. Rubeno Faucher, freut mich.“

Rubeno schüttelte Olafs Hand und bedeutete dann, ihm zu folgen.

„Ich bin ihnen wirklich ausgesprochen dankbar, dass sie sich für dieses Experiment zur Verfügung stellen. Wir werden alles erdenkliche dafür tun, Ihre Sicherheit zu garantieren. Trotzdem müssen natürlich noch ein paar Formalitäten geklärt werden.“

Olaf unterdrückte ein Seufzen. Papierkram.

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